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Das Echtzeitweb – banal, flach, sensationslüstern und missverstanden

Es ist soweit. Das Echtzeitweb ist ein Massenphänomen geworden. Die erkennt man in aller Regel daran, dass etablierte Medien des gelegentlich sogenannten sterbenden Standes darüber berichten. Vor zwei Monaten wagte brandeins über Twitter zu berichten. Vergangenen Samstag war in der FAZ ein Umfangreicher Beitrag über Googles jüngste Schritte (personalisierte Suche, Echtzeitsuche) zu finden.

Doch was lernen wir daraus? Nichts. Das pushen bestehender Technologien in den Mainstream führt vor allem zu einer massiven Verwässerung des Nutzens. Nach der spaßigen, ich schreibe jetzt mal wirklich, was ich gerade mache Phase von Twitter, begannen irgendwelche Webgurus zu behaupten, Twitter und das Echtzeitweb seien die neue Wunderwaffe der Kundenbindung. So einfach ist das nicht. SocialMedia ist kein Selbstzweck und bedarf einer guten Planung. Andernfalls sind die Auswirkungen bestenfalls unschädlich, schlimmstenfalls tödlich für das Image des Schreibenden.

Führen wir uns mal vor Augen, was Google da neuerdings durchsucht:

  • „Fahre U-Bahn“
  • „Gute Nacht“
  • „Küchentisch mit 4 Stühlen, gebraucht aber neuwertig zu verkaufen“
  • „So glad tiger woods‘ wife is planning to split from him…“
  • „OH: Ein Amoklauf mit einer Axt hat einfach mehr Stiel.“

Jetzt mal ehrlich: wo ist da der Mehrwert? Er liegt nicht in der Banalität der Posts oder der mangelnden Informationstiefe. Er liegt auch nicht in der Anreicherung von Suchergebnissen mit sensationslüsternem Nonsens.

Der Merhwert liegt in der Performance, im Informationsvorsprung (falls tatsächlich zwischen dem ganzen Müll mal etwas als Information bezeichnet werden kann).

Twitter bietet Unternehmen die Möglichkeit Ihre Anliegen zum Endverbraucher zu transportieren und bietet einen (leider recht aufwändigen) Rückkanal. Dies wird viel zu häufig missverstanden. Falls Sie beabsichtigen einen Twitter Channel zu eröffnen, achten Sie unbedingt auch darauf, was andere über Sie und Ihr Unternehmen schreiben. Nehmen Sie Bezug darauf.

Das Echtzeitweb ist kein aufgehübschtes RSS-Feed. Ich habe in letzter Zeit viel zu oft gehört, es ginge lediglich darum, Präsenz zu zeigen und auf allen Kanälen vertreten zu sein. Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Denn der Nutzer will gehört werden. Wird er das nicht, enden die Bemühungen höchstens in Frustration. Daher erweist es sich insbesondere für Unternehmen als äußerst sinnvoll ihren SocialMedia Auftritt vernünftig konzeptionieren zu lassen.

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3 Kommentare

Marcel Becker

Marcel Becker schrieb am 16. Dezember, 2009 @ 17:45

Hi Jakob,
ich seh das ganz genauso. Viele Unternehemen wollen „einfach nur dazugehören“ und fangen an wie wild in allen Communities und Microblogging-Diensten zu posten ohne jede Strategie dahinter, also messbare Ziele dahinter. Dann kommt nichts zählbares dabei rum und die Aktivitäten auf diesen Kanälen werden asap eingestellt. Meiner Meinung nach kann dies nicht für das Image einer Firma eigentlich nur nach hinten losgehen…
Marcel

Daniela schrieb am 17. Dezember, 2009 @ 10:57

Hallo Jakob,
wirklich ein guter Artikel, wie eigentlich alle von Dir : )
Ich stimme Dir vollkommen zu. Meiner Meinung nach gibt es noch viel zu wenige Online & SEO Experten, die sich kritisch mit dem Thema Real-Time-Search und Social Media auseinander setzen. Oder vielleicht trauen sie sich einfach nicht, ihre Kritikpunkte zu aeussern, gerade weil renommierte (englischsprachige) Blogs Social Media als Wunderwaffe anpreisen. Es sind nicht immer nur die Unternehmen, die „blind“ auf diesen Zug aufspringen sondern viele Online Marketer selbst. Ich bin nicht strikt gegen Social Media Strategien fuer Unternehmen, ich denke nur, dass man sich intensiv damit befassen sollte bevor man sich auf dieses Terrain begibt. Man sollte nicht vergessen, dass Social Media nicht fuer jedes Unternehmen geeignet ist bzw. Sinn macht.
Viele Gruesse,
Daniela

Jakob Zogalla schrieb am 17. Dezember, 2009 @ 11:27

Vielen dank für die Blumen 🙂
Das SocialWeb ist eben für alle eine relativ neue Entwicklung und es wird sich noch zeigen wie damit umzugehen ist. Man muss nicht unbedingt warten, bis der Zug abgefahren ist. Aber die intensive auseinandersetzung mit dem Thema ist ein muss. Denn insbesondere für Unternehmen zeigt sich doch gelegentlich, dass SocialMedia Maßnahmen schnell recht aufwändig werden. Mit der Thematik und deren Zukunft habe ich mich gestern auch an anderer Stelle befasst:
http://www.buildblog.de/2009/12/17/eine-frage-des-filters-kontextbasierte-netzwerke/

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